Verkehrsforschungsprojekt "Junge Fahrer"
Fahrsicherheitstraining mit jungen Fahrern in Berlin
Fahranfänger sind in besonderer Weise in der Unfallstatistik auffällig. Obwohl die Altersgruppe der 18- bis 25jährigen nur einen Anteil von 9% an der Bevölkerung haben, stehen 15% der Unfälle mit Verletzten im Zusammenhang mit dieser Altersgruppe.
Junge Fahrer sind dabei „Opfer“ und „Täter“ zugleich. Im Land Brandenburg sind allein 21% der Verkehrstoten in der dieser Altersgruppe zu beklagen. Vielfach sind dabei Mitfahrer betroffen, die nach einem Diskobesuch nach Hause wollen. Junge Fahrer haben sowohl in Berlin als auch in Brandenburg einen besonders hohen Anteil bei Unfällen mit Personenschäden, die nachts geschehen.
Die Straßenverkehrsbehörde in Berlin (VLB) hat seit 2005 mehr als 1000 jungen Fahrern pro Jahr die Möglichkeit geboten, an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen. Die Aktion wurde jeweils vom Betreiber des Trainingsplatzes, dem ADAC, finanziell unterstützt.
Es stellte sich allerdings beim Kostenträger Berliner Stadtverwaltung die Frage, ob das Training auch „ankommt“ und zu mehr Verkehrssicherheit führt oder ob „kleine Rennfahrer“ ausgebildet werden.
Die Verkehrsforscher der FGS wurden im Jahr 2007 gebeten, die Wirksamkeit des Fahrsicherheitstrainings zu untersuchen. Die letzten Untersuchungen zum Thema lagen Jahre zurück.
Mit Hilfe sogenannter „teilnehmender Beobachtung“ und mit Tiefeninterviews ergab sich:
- Erstaunen über eigenes Fahrverhalten
- Großer Einfluss der Bereifung
- Differenzierter Einfluss von ABS u.ä.
- Der sog. „Bremsschlag“ war den meisten Beteiligten neu
- Die Blickführung in Kurven war neu
- Bedeutung der Sitzposition war neu
- Neu war auch, dass es „nur 5 Stundenkilometer [Differenz] bis zur Katastrophe sind“.
Vielen Teilnehmern am Fahrtraining wurde klar, dass sie nicht alle Fahrsituationen einwandfrei beherrschen. Viele waren überzeugt, dass regelgerechtes Fahren vernünftig ist. Das Hauptthema Geschwindigkeit wurde so gesehen:
- Durchgehend mehr Respekt vor Geschwindigkeit
- Bremszeit und Reaktionszeit sorgen für Überraschung
- nur 5 km/h mehr, und kann zum Unfall kommen
- Risikofahrer waren am wenigsten beeindruckt.
Die Hauptuntersuchungsfrage „werden Rennfahrer ausgebildet?“, kann eindeutig mit Nein beantwortet werden. Alle Teilnehmer hatten mehr Respekt vor Geschwindigkeit als vorher.
Aus Sicht der Unfallforscher sind Fahrsicherheitstrainings, die direkt nach Erwerb des Führerscheins einsetzen (im ersten halben Jahr) ein ausgezeichneter Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit in der sehr aktiven Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren. Es sollte mehr Jungen Fahrern die Möglichkeit gegeben werden.
Medien zum Fahrsicherheitstraining
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